Gehöfte

nach Holzschnitten von Lois Rinner

Lois Rinner verdanke ich viele Inspirationen und Einblicke
in das natürlich Wesentliche. Seine sparsame Ausdeutung
von Licht und Raum inmitten einer unendlichen Klarheit,
die erschlossen sein will, ist die Grundlage für diese kleine
Gruppe von Gedichten.
Es ist eine Freude, diese Schattenoasen in Wort und Ton begleiten
und um weitere Abstraktionsebenen anreichern zu dürfen.

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Gelesen von Kristoffer Nowak

HOF AM HANG

Feld,
und schwarz
am Rain: Der Abend.

Schattenkalte Erde rinnt.

Im
Nachtseits
stehen Haus und Hang.

Dem frühen Jahr
geöffnet.

Steigt
der Wald
von Dächern dunkel.

Aufwärts geht ein Licht
den alten Ernteweg.

Der steilen Acker narbt.

Es war
der Regen:
Krumenwächter

Bringt
die Lieder,
Frucht der Felder.

Wogend Gelb der Ährenzeit.

Bald.

Bebt
die Luft.

Und
Apfelweiß
am späten Tag.

WALDGETÜRM

Der
bleiche Acker.

Sonnenstumm.

Im
Mittag liegt.

Der Mai.

Es
ruht
die Zeit
der Erntelieder.

Noch
im Staub
der weisen Krume.

Flüstert
sacht im Wind.

Die
Saat
und Wald,
der in den Himmel türmt.

GEHENDE WOLKEN

Aufgang.

So
lichtet
die Landschaft sich grün.

Vor der Rodung
des Lichts.

Gehen friedfrühe
Wolken.

Geläut,
auf dem Weg in das Dorf.

Schwarzer Dächer.

Und Dunkelgesträuch
ruft den Herden.

Der
Schatten.

Es
klingen
die Felder
so brachfriedlich hin.

ABENDLICHER WEILER

Aus gramtiefem Himmel:

Tönt schwärzer
der Regen
bald.

Grolldunkelt.

Abendholz,
finstert die Stunde.

Auf
Feldern
und Weg
liegt das Maiwerk.

Der
Sonne:
Ruht Wärme
und Malventag.

Steinduftet
unter den Tropfen.

Im
Gelbgrün
die Ahnung des Sommers.

Blüht süß.

HEIMWEG

Nachnacht.

Heimwärts
bebt Holunderblüte.

Weißer:
Geistgenist
an Zaun und Mauerstein.

Der
warme
Herd des Morgens:

Mutterfrühe.

Bringt
die Sonne
Dämmerblau.

Und
Grün
dem Korn.

Der Mai
verschließt den Regen.

Malvenlied,
und Himmel weiter.

Wolkensteigt
indes die Finsternis.

In Abschiedsfarben
waldweit geht.

Entlang
des Heuwegs
barer Sohlen Kindheitsgrau.

MOHN UND KAMILLE

Weht lichter
hinweg:

Flor und Frühling.

Am
Bachlauf der Distel
wölbt dunkler die Zeit.

Auf
den weisen
und wachsamen Feldern.

Wenn
scheunenstill
dämmert die Flur.

In
der
Wiederkehr:
Mohn und Kamille am Wegrand.

Gebogener Pfad:
Geht das Gelb
vieler Ernten.

Der Tag
blickt herab
mit dem altgrauen Dorf.

Das
Gewölk,
und wir glauben den Mauern:

Die
Lieder
sind stumm.

Seit
den Stunden
der Kindheit und Blüten.

Zaunhoch.